„Wir haben genug Religionen, um uns zu hassen, aber nicht genug, um uns zu lieben.“ Jonathan Swift

Karin Schmitt

Über Karin Schmitt

Karin ist Buchautorin, Yogalehrerin und Choreographin. Außerdem war sie Schauspielerin und arbeitet als Journalistin. Alles, was sie startet, geht sie mit Freude und Frohsinn an. Karins Energie passt zur Energie des Rosenmontags. Also erscheint unser piece by peace Interview mit ihr passend an diesem Tag.

Ihr Frieden resultiert daraus, dass sie in allem ein Geschenk des Lebens sieht. Den Dingen, die man im allgemeinen nicht unmittelbar als ein Geschenk erfassen kann, widmet sie sich in ihrem philosophisch-heiterem Roman “Die unverstandenen Geschenke des Lebens”.

Wir haben uns nach dem Interview noch per mail über die Frage des Friedens ausgetauscht. Hier ihre Gedanken dazu:
“In diesen Tagen ist Unfrieden auf unseren Straßen und an vielen Orten dieser Welt. Wenn wir uns Frieden wünschen, liegt es an jedem von uns, Andersdenkern ihre Berechtigung zuzugestehen. Jeder von uns ist durch sein Umfeld und von seinen persönlichen Erfahrungen geprägt. Daraus resultieren unterschiedliche Verhaltensweisen und Meinungen, die aus ihrer Geschichte heraus verständlich sind.
Unterschiedliche Standpunkte sollten nicht die Macht bekommen, uns zu trennen. Im Gegenteil: Wir können sie als Chance begreifen, aus einzelnen Perspektiven eine allumfassende Rundumschau zu entwickeln. Jede mir bekannte Einheit setzt sich aus einer Mitte und zwei weitest möglich entfernten Polen zusammen. Nur unter Einbeziehen all dieser Sichtweisen können wir eine Welt erschaffen, in der wir uns alle wohl fühlen. Statt Meinungsfronten zu bilden, können wir uns gemeinsam an einen Tisch setzen und eine „So wollen wir unsere Welt gestalten“-Gruppe bilden.
In diesen Tagen äußeren viele Menschen “je suis Charlie”. Ja, ich könnte Charlie gewesen sein, wenn ich in seinem Umfeld und mit seinen Prägungen aufgewachsen wäre, doch ich könnte ebenso ein Anhänger der Pegida sein, wenn ich in entsprechenden Umständen und mit den entsprechenden Prägungen aufgewachsen wäre und so könnte jeder von uns in der Haut des anderen stecken: Ich könnte du sein und du könntest ich sein.
Diese Einsicht schenkt mir Frieden. Ich kann Andersdenkenden interessiert und mitfühlend begegnen. Ich baue keine Mauern/Fronten zwischen uns auf. Ich kann mit offenen Armen und wohlgesonnenem Herzen auf die unterschiedlichsten Menschen zugehen, denn “ich könnte du sein – erzähle mir von dir, warum du bist wie du bist. Lass uns gemeinsam Probleme lösen und uns die Sorgen und Nöte des anderen Ernst nehmen”.
Mit Sicherheit gibt es auch Menschen auf dieser Erde, die mich an die Grenze meiner Liebesfähigkeit bringen könnten. Dennoch sind dies keine “Feinde” oder “Gegner”, sondern “persönliche Entwicklungshelfer”, die mir helfen können, meine Fähigkeit zu lieben zu vergrößern. Vermutlich gibt es auch jemanden, der mich diesbezüglich zum Scheitern bringen könnte. Dann könnte ich durch ihn lernen, mich selbst mit dem Krieg, den ich offensichtlich gegen denjenigen führe, in mir lieben zu lernen. Tiefer innerer Frieden heißt für mich “bedingungslos lieben was ist”.
Wenn ich beispielsweise demjenigen, der aktuell äußert “je suis Charlie”, genauso herzlich begegnen kann, wie einem Anhänger der Pegida, dann habe ich (zumindest diese Fälle betreffend) Frieden in mir. Dann bin ich im Mitgefühl und habe verinnerlicht, dass jeder Mensch von seinem Umfeld und den Erfahrungen, die er gemacht hat, geprägt ist – jedes Verhalten, jede Meinung das Resultat einer persönlichen Lebensgeschichte ist – nicht mehr, nicht weniger.
Eine schönere und friedlichere Welt erschaffen wir uns selbst, indem wir in jede Begegnung mit wohlgesonnenem Herzen und offenen Armen gehen. Wenn uns das mal schwer fällt, schenkt uns das Leben eine Wachstumschance. Diejenigen, die uns diesbezüglich an unsere Grenzen bringen, sind genau die, durch die wir in unserer “Fähigkeit zu lieben” wachsen können. Mit dieser Sicht wird der einstige “Gegner/Andersdenker” zum “persönlichen Entwicklungshelfer” – und dem kann man doch nur dankbar sein.
Wenn mir die Liebesfähigkeit nicht zu 100 % gelingt, darf ich natürlich auch im Mitgefühl mit mir selbst sein und Frieden mit dem Krieg in mir selbst schließen.”

Während unseres piece by peace Interviews ist meine Hündin Miu mit dabei. Karin fand das super und belebend, so daß Miu einfach durchs Interview toben durfte und spielerisch mit Karin ein bißchen kämpfen durfte – immer schön vorsichtig natürlich. Sie ist ja ein piece by peace Hund, wie Karin selbst lachend sagte.

Karin Schmitt im Interview

Mehr zu Karin Schmitt:

http://www.karin-schmitt.eu